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Book online «The Satori Chore, Selia Ascrala [best motivational books .TXT] 📗». Author Selia Ascrala



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Kiho und ich saßen uns in einem kahlen, weißen Raum gegenüber, nachdem wir uns das erste Mal seit Tagen wiedersahen und mit erleichterten Tränen in die Arme gefallen waren. Momentan wussten wir nicht so recht, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Es war alles wieder einmal so plötzlich passiert.

 

Anfangs hatte ich nicht verstanden, weshalb WICKED uns auseinandergerissen hatte. Wir hatten gerade erst erfahren, dass Kaasan nicht mehr war. Und dann sollten wir getrennt werden? Ich war außer mir vor Sorge. Ich wusste wozu WICKED alles imstande war, und das beängstigte mich umso mehr.

 

 

Ich wusste ALLES.

 

Nur wusste ich nicht worum ich mir mehr Sorgen machte: Dass ich ausgerechnet in diese gottverdammte Dimension hineingeboren wurde und entweder wegen Grievern oder Cranks um mein Leben bangen musste- Oder um das Leben meines Bruders. Ich liebte Kiho. Ich liebte ihn sehr. Und er war mein ein und alles. Wortwörtlich. Hätte ich von Anfang an gewusst, in welcher Dimension ich geboren wurde ... ich weiß gar nicht.

 

 

Wäre ich Anfangs selbstsüchtig genug gewesen, mich von meiner Familie fernzuhalten und meinen eigenen Hintern in Sicherheit zu bringen?

 

Immerhin war es einfacher sich nur um sich selbst zu kümmern und Sorgen zu machen, als dass jemand anderes dabei war. Jemand, der einem jeden Augenblick entrissen werden könnte, in dieser grausamen, grausamen Welt. Ich hatte Angst davor, wieder jemanden zu verlieren. Kiho auch noch zu verlieren. Unheimliche Angst. Ich verstand diese Angst nicht.

 

Ich wusste, dass WICKED alles andere als GUT war. Ich machte mir Sorgen, dass Kiho anders darüber denken könnte. Er war nur ein Kind. So leicht manipulierbar.

 

„Ich will hier weg“, sagte ich ihm offen ins Gesicht.

 

Er runzelte nur die Stirn und legte den Kopf zur Seite. „Warum? Sie haben uns doch gerettet, Imouto?“

 

Ich hatte es befürchtet. Denn in den letzten Tagen, in denen wir getrennt waren hatte WICKED einige kleinere Tests an uns durchgeführt. Sie waren noch spielerisch und eher kindergerecht, so dass sie unser Vertrauen gewinnen konnten. Nur funktionierte es bei mir nicht. Ich war kein Kind.

Ich hatte auch endlich eine Ahnung davon, weshalb Kaasan sich in der Küche damals so merkwürdig verhalten hatte. Ich wusste damals nicht, wo ich war. WICKED hatte uns nun jedoch diese Meldungen in den Nachrichten sehen und hören lassen, uns aufgeklärt, was mit der Welt vor sich ging. Was Kaasan passiert war. Was uns hätte fast passieren können. Natürlich würde Kiho ihnen danach vertrauen.

Genauso war er auch jetzt blind gegenüber diesem Raum, denn ich war mir der Kameras, die uns aufzeichneten in jeder noch so kleinen Faser meines Körpers bewusst. 

Diese Welt war hoffnungslos verloren. Vor einigen Monaten war die Epidemie des unbekannten Virus’, den diese Gesellschaft als den „Brand“ bezeichnete, ausgebrochen. Man wusste nicht genau woher der Brand kam; Viele spekulierten, dass es etwas mit der Sonneneruption zu tun habe, die die Welt vor einigen Jahren verbrannte und eine Massenpanik auf der gesamten Welt auslöste.

 

Es gab so viele Opfer. 

 

Ich ballte meine kleinen Hände zu Fäusten und zog die Augenbrauen mürrisch zusammen.

 „Imouto, WICKED ist gut-“

 

 „Nein, sag das nicht!“, unterbrach ich Kiho barsch und stand erbittert auf. Ich wollte nicht wahrhaben, dass sie Kiho auf ihre Seite gezogen hatten.

 

 

Plötzlich schossen mir all die Bilder durch den Kopf, die ich mir damals vorgestellt hatte, als ich die Bücher las. Es lag eine ganze Weile zurück, und bisher war ich nur geblendet von meiner eigenen Panik vor Cranks und dieser seelenlosen Organisation, dass ich die Lichter fast vergessen hatte. Ich hatte kaum einen Gedanken an diese gefangenen Teenies verschwendet, die nun, wie ich merkte, nicht viel älter sein konnten. Schnell rechnete mein Gehirn die Zeiteinteilungen aus. Die Epidemie war gerade erst ausgebrochen. Die meisten der Lichter wurden um diese Zeit herum von WICKED aufgenommen und erst ca. zehn Jahre später in das Labyrinth gesteckt. Zumindest dachte ich, dass es so war. Waren die Lichter im Labyrinth nicht durchschnittlich im Alter von 15-17 Jahren? Ich wusste es nicht mehr so genau, es lag zu weit zurück. Ich war froh, dass in meinem sorgen-trunkenen Gehirn überhaupt Platz für logisches Denken war.

 

 „Aber Imouto, sie wollen mit unserer Hilfe eine Medizin finden, WICKED hat mich gefragt, ob ich bereit wäre ...“, setzte er offenherzig fort und sah mich bittend an.

 

 Nein, bitte nicht ... Bittebittenicht.

 

 „Ich habe zugesagt, Kihomi.“

 

 

* * *

 

Drei Tage hatte es gedauert, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte und WICKED mich und Kiho wieder in einen Raum steckten. Diesmal sichergehend, dass ich mir nicht wieder wie eine Irre versuchte die Haare auszureißen und Kiho anzuschreien, während ich mich auf  ihn schmiss, und ihn damit zu Boden riss. 

Ich gab zu, dass ich, nachdem ich seine letzten Worte gehört hatte, einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.

 Na gut, einen Großen.

 Aber man musste zugeben, dass dieser berechtigt war! Er hatte es nicht nur so daher gesagt, um mich zu ärgern. Er hatte mich beim Namen genannt. Auch wenn er nur ein fünf Jähriger war, war er im Vergleich zu anderen Kindern reifer und cleverer. Auch wenn er es nicht immer so zeigte. Ich verstand seinen Gedankengang. Aber das zeigte nur, dass er doch nur ein unerfahrenes Kind war, dass zu gutgläubig war.

 Vielleicht kam mir das aber auch so vor, weil ich wusste, was auf uns zukommen würde, wenn wir hierbleiben würden.

Ja, in den letzten drei Tagen, in denen ich alleine in einem gemütlichen Zimmer gelassen wurde, hatte ich nachgedacht.

Ich wusste, dass uns hier auf Dauer der Tod mit Sicherheit mit offenen Armen erwarten würde.

Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Welt außerhalb dieser Labore sicherer sein konnte, auf dessen Straßen durchgedrehte Menschen herumkrochen und ihresgleichen fraßen. 

Ich erschauderte bei dem Gedanken. Vielleicht ... vielleicht konnte ich mitspielen. Für unser beider Leben.

 

 ‚Wir haben immerhin ungefähr zehn Jahre Zeit’, redete ich mir ein. ‚Zehn sichere Jahre hier, bis die Zeit kam abzuhauen.’

 

 „Nii-san, was meinst du, warum diese Leute uns immer in diesen Raum stecken?“, fragte ich. Ich wollte seine Sicht des Ganzen hören.

Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Aber ich bin froh, dass ich dich wenigstens hier sehen kann. Ich vermisse dich, ’Homi.“

Daraufhin lächelte ich leicht betrübt. „Ich vermisse dich auch, Kiho. Es ist langweilig alleine in meinem Zimmer. Immer muss ich irgendwelche Schulaufgaben machen.“

„Du bist alleine?“, fragte Kiho stirnrunzelnd. „Ich bin mit ein Dutzend anderen Kindern zusammen. Wir lernen gemeinsam und in der großen Mensa essen wir gemeinsam.“

Uhm. Okay. Warum wurde ich von den anderen ausgegrenzt? Hatte ich etwas überlesen in den Büchern?

„Nii-san, denkst du, mit mir stimmt etwas nicht? Denkst du, ich bin krank und deshalb lassen sie mich nicht zu euch?“

Kiho zog diesmal empört seine süßen Augenbrauen zusammen, stand auf und stützte seine Hände auf den Hüften ab. „Natürlich bist du das nicht, Imouto!“, schimpfte er mich aus. „Vielleicht liegt es daran, dass du nicht helfen willst?“

 Na ja, das ließ mich jetzt grübeln. WICKED hatte gesehen, wie sehr ich mich gegen sie sträubte. Das war wirklich kein guter Schachzug gewesen, das musste ich leider zugeben. Ich konnte von ihnen erwarten, dass die Kiho gegen mich benutzen würden. Wenn nicht jetzt, würde es sich früher oder später zeigen. Aber jetzt, wo sie Kiho bei sich hatten ...

 

„Wo du bist, da werde auch ich sein, Nii-san.“

* * *

 

Ich weiß nicht, was sich nach diesem Gespräch verändert hatte, aber ich sollte meinen Bruder für einen Monat nicht mehr sehen. 

 

Sie ließen mich niemals aus dem Gebäude raus. Holten mich jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit ab, um mir Privatunterricht zu geben und Fitness Tests zu machen. 

Ich fragte mich, was sie Kiho machen ließen. Ich wusste, dass WICKED Operationen am Gehirn der Immunen durchführten, um die Chips einzusetzen, zum Messen der Gehirnaktivitäten. Aber soweit ich aus den Büchern mitbekommen hatte, hatte ein Großteil der Experimente die Operation nicht überlebt.

 

Die Schulaufgaben wurden immer schwieriger. Sie waren auf einem ganz anderen Level, als die von Kaasan, aber ich tat mich noch nicht schwer mit ihnen. Ich merkte aber, dass sie von Zeit zu Zeit verschiedene Themen zu den Aufgaben hinzufügten, wie Erste Hilfe, Tiere und Heilpflanzen etc. Es wunderte mich, dass sie sich um unsere Bildung kümmerten. 

 

Und dann, eines Nachmittags, öffnete sich meine Zimmertür langsam. Ich dachte mir nicht viel dabei und als ich aufsah, ließ ich den Bleistift mit dem ich zuvor meine Hausaufgaben geschrieben hatte, aus der Hand rutschen. "N-Nii-san?"

 "Hey, Sis!", rief er glücklich aus, während er auf mich zukam und mich in eine feste Umarmung zog.

 

Sis?

 

Wer zur Hölle hatte ihm das beigebracht?! Zuerst sah ich ihn so lange nicht, und dann begrüßte er mich auf solch eine Weise ... 

"'Homi, alles klar?"

Ich kniff die Augen zusammen und löste mich aus seiner warmen Umarmung. "Wer bist du?", knurrte ich drohend. Zumindest soweit, wie es für eine Vierjährige möglich war. 

"Naaaawww, Imouto, hast du mich denn gar nicht vermisst?", jammerte er, aber grinste dabei immer noch ganz breit. 

"... Nö."

"Du bist eine schlechte Lügnerin, 'Homi."

 

Seit wann war er so vorlaut?

Ich erinnerte mich, dass wir vorher nie viel mit anderen Kindern zu tun hatten … Im Kindergarten war Kiho immer an meiner Seite gewesen, weil er niemanden an mich ranließ. Wir hätten sogar schon mit der Schule anfangen können, aber Kaasan wollte uns nicht hetzen. Kaasan. Jedes Mal rollten mir fast die Tränen über, wenn ich an sie dachte. Sie hatte uns nicht mehr zum Kindergarten gefahren, weil der Virus wie aus dem Nichts im Umlauf war. Sie wollte nicht, dass wir uns ansteckten. Innerlich schüttelte ich heftig mit dem Kopf. Ich würde versuchen bei dem Gedanken an sie nicht traurig zu werden, sondern glücklich für die wundervolle Zeit, die ich mit ihr und Kiho hatte! 

 

Ich war kein Psychologe, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass sich Kiho’s wahre Persönlichkeit durch die Interaktion mit anderen Gleichaltrigen anfing zu entfalten. Im Umgang mit anderen Kindern, baute er nun zum ersten Mal seine sozialen Kommunikationsfähigkeiten aus. Ich seufzte. Einen Monat. Es war nur ein Monat ohne mich vergangen …

 

Es sträubte mich ihn 'Sis' sagen zu hören. Ich hätte schwören können für einen kleinen Augenblick meinen eigenen Bruder in seinen Gesichtszügen gesehen zu haben. Für einen kleinen Augenblick hatten mich nicht Kiho's Oliv-schwarze Augen angesehen, sondern seine Wolken-blauen. ‚Sis, rate mal, wer eine Rolle ergattert hat? Bin ich nicht großartig?!‘, schallten seine stolzen Worte durch meine Erinnerungen.

 

Als ich in Gedanken versunken war, hatte ich nicht bemerkt, wie er sich mir klammheimlich genähert hatte und einen dicken fetten Knutscher auf die Wange drückte. 

Zuerst versteinerte ich, zog dann eine angeekelte Grimasse und klatschte ihm meine rechte Hand ins Gesicht. „Baka, baka, baka, baka!“

Er lachte laut und hart und hielt sich dabei am Bauch, während ich mir seine Sabber mit dem Ärmel wegwischte. Welch Grauen. 

Aber als er nach einigen Minuten immer noch nicht aufgehört hatte zu lachen, konnte ich nicht anders als ihn dabei mit einem sanften Lächeln zu beobachten. 

 

Genau, wo Kiho sein würde, dort würde ich auch sein. Ich würde ihn beschützen.

 

 

* * *

 

 

Sie schloss vorsichtig die Tür des Beobachtungsraumes hinter sich, um Kevin Anderson, WICKED’s aktuellen Kanzler nicht zu stören. Er schielte kurz zu ihr rüber, lächelte und nickte ihr zu. Sie nickte zurück. 

Als sie sich neben ihn an den Monitor stellte, sah sie, wie die zwei neusten Versuchspersonen miteinander interagierten. Sofort fielen ihre Augen auf das kleine Mädchen, die es immer wieder schaffte, ihr die Sprache zu verschlagen. 

 

„Du scheinst ziemlich angetan von der Kleinen zu sein“, bemerkte Kanzler Anderson, während er immer noch aufmerksam das Verhalten der Kinder beobachtete. Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. War sie wirklich ‚angetan‘? Es war mehr eine Kuriosität. 

 

„Kanzler Anderson, ich bin lediglich interessiert an ihr. Das ist alles, nehme ich an.“

 

„Hätte mich gewundert, wenn du es nicht gewesen wärst. Immerhin bist du für sie zuständig.“ 

 

Wieder nickte sie nur und sah im Bildschirm, wie die Kleine auf das Gesicht ihren Bruders haute. „Es ist nur merkwürdig … Es ist, als würde sie viel mehr können, es sich aber nicht ansehen lassen. Beziehungsweise es sich nicht ansehen lassen wollen.“ 

 

Kanzler Anderson zog beide Augenbrauen hoch und sah sie nun neugierig an. „Rede weiter. Ich glaube, ich weiß

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